Mitgegeben auf den Weg

06. April 2019
Pastor_Hülsmann_2014
Pastor Hülsmann

„Lieber Gott, bis jetzt geht´s mir gut. Ich habe noch nicht getratscht, nicht die Beherrschung verloren, war noch nicht muffelig, gehässig, egoistisch oder zügellos. Ich habe noch nicht gejammert, geklagt, geflucht oder Schokolade gegessen. Meine Kreditkarte habe ich auch noch nicht benutzt. Aber in etwa einer Minute werde ich aus dem Bett klettern und dann brauche ich wirklich deine Hilfe…“
Ein Morgengebet zum Schmunzeln. Und ich fühle mich tief verstanden. Denn diese Erfahrung kenne ich sehr gut: Dieser Tag kann nicht klappen. Ich werde nicht alles richtig machen. Heute Abend werde ich wieder im Bett liegen und denken: Das hast du heute wieder alles verpatzt.
Aber dieses Mal werde ich mich trösten mit zwei Worten: gut genug. Viele verzichten ja in den sieben Wochen vor Ostern auf etwas, worauf sie schwer verzichten können: Schokolade, Smartphone, Fleisch – sogar Lügen. Aber mal ehrlich: das schaff ich sowieso nicht. Deshalb verzichte ich in diesen Tagen stattdessen auf Perfektionismus.
„Das hättest du aber besser machen können. Da hättest du freundlicher sein können. Dem hättest du helfen können.“ Hättest, hättest, hättest – hab´ ich aber nicht. Aber warum denn nicht? Antwort: Weil ich nicht perfekt bin. Kein Mensch verlangt von mir, dass ich perfekt bin. Und Gott schon gar nicht; sonst hätte er sicher ein paar perfekte Menschen geschaffen. Hat er aber nicht. Warum? Weil wir nicht Gott sind. Wir sind endlich. Wir machen Fehler. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Und unsere Geduld auch.
Also übe ich mich in dieser Fastenzeit darin, mich so zu nehmen, wie Gott mich gemacht hat: Nicht perfekt, aber gut genug.

Matthias Hülsmann, Pastor in Loccum

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