„Ich bin doch kein Prophet!“ Wenn es um die Zukunft geht, dann höre ich manchmal diesen Satz. Mal abgesehen davon, dass es den Propheten in der Bibel eigentlich um die Gegenwart ging, brauche ich auch kein Prophet zu sein, um zu sehen, dass unsere Welt aus dem Lot geraten ist. Wir Menschen und besonders die Menschen in den westlichen Industriegesellschaften haben diese Schieflage mit unserem Lebensstil bewirkt. Die Nachrichten sind besorgniserregend und eigentlich schon länger bekannt. Der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre steigt und dadurch die Erderwärmung. Vom Treibhauseffekt habe ich schon 1973 gelesen. Dass unsere Kunststoffe sich nicht in einer überschaubaren Zeit abbauen, sondern uns mehrere Generationen lang begleiten, haben wir einfach verdrängt. Heute befindet sich Plastik im Meer und an den Stränden, es ist mikroskopisch klein und wirkt sich dennoch auf die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen aus. Dazu kommt noch eine schwindende Kraft unserer politischen Einrichtungen, besonders wenn es um länderübergreifende Entscheidungen geht. So gesehen sind wir zurzeit ziemlich am Schlingern auf unserer Erde.
Die Propheten haben immer wieder ihre Finger in die Wunden der Zeit gelegt und haben drauf aufmerksam gemacht wo etwas nicht mehr funktioniert wo etwas schiefläuft, wo Dinge aus dem Ruder laufen und wo die Zukunft gefährdet ist. Für ihre mahnenden Worte wurden sie nicht immer gemocht und manchmal bedroht und lächerlich gemacht. Auch heute sind diejenigen, die deutlich sagen, wie die Welt sich entwickelt, wenn wir nichts ändern, nicht immer gern gesehen. Nur, die klaren Ansagen der Klimaforscher und Ökologen sind nicht zu überhören. Die dramatischen Entwicklungen stehen klar vor Augen. Unser Lebensstil und unsere Art zu wirtschaften hat seinen Preis. Wir leben auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Die biblischen Propheten haben davon gesprochen, dass Menschen umkehren können. Durch die Kraft, die Gott ihnen gegeben hat. Im Vertrauen auf Gott haben sie gesagt: Wir können einen neuen Weg einschlagen. Genau das ist es, was wir als Christen in die Diskussion einbringen können. Kehrt von dem, ab was ihr als falsch erkannt habt. Die Jugendlichen auf der Straße mit den Demonstrationen am Freitag sagen das auf deutliche Weise. Dazu müssen sie keine Propheten sein. Es lässt mich hoffen.
Herbert Seevers, Pastor in Walsrode