Mitgegeben auf den Weg

23. November 2019
Pastor Thomas Delventhal

Mal wieder zum Friedhof gehen, denn der Friedhof ist ein besonderer Ort. Der Friedhof ist der Ort, der eigenen Trauer Raum zu geben. Sich zu erinnern an Gemeinsames und Schönes. Ein Ort der Begegnung mit dem Menschen, der von einem gegangen ist. Ein Ort an dem ich ihn besuchen kann, an dem ich mit ihm reden kann, ihm erzählen kann wie es mir geht, was mich bewegt, was ich erlebe. Ein Ort der Begegnung mit anderen Trauernden. Zu wissen, andere haben ähnliche Erfahrungen machen müssen, tröstet. Ein Ort der Begegnung mit Gottes Schöpfung. Auf dem Friedhof erlebe ich das Wachsen und Vergehen. Den Rhythmus der Jahreszeiten und des Lebens. Ich erfahre, Leben geht und Leben kommt. Ich erfahre, alles ist aufgefangen durch Gott. Ein Ort der Ruhe, um bei mir anzukommen. Bei meinen Gefühlen, bei der Trauer, um zu weinen. Um Trost zu spüren und die Liebe. In der Trauer fühlt man sich im Alltag mit seinen Herausforderungen oft heimatlos und verloren. Auf dem Friedhof kann man zur Ruhe kommen, spüren, dem Menschen, der von einem gegangen ist, nahe zu sein. Ein Ort der Ruhe, um zu spüren worauf es im Leben ankommt, was im Leben wirklich wichtig ist. Zu spüren, dass alle Menschen, die kommen werden, die hier auf Erden leben und die schon gegangen sind, verbunden sind in Gott. Ein Ort der Ruhe auf dem ich Plätze finde, um meinen Gedanken nach zu hängen, meinen Blick schweifen zu lassen. In einer schönen Blüte, im Schmetterling oder dem kleinen Vogel Zeichen aus dem Himmel zu entdecken. Ein Ort an dem ich mir durch alle Trauer hindurch des Lebens bewusst werde, dass es mein Auftrag ist zu leben und zu lieben, mein Leben zu ergreifen:  „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14,19)

Thomas Delventhal, Pastor in Meinerdingen

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