Mitgegeben auf den Weg

30. November 2019
Pastor Herbert Seevers

Weihnachten kommt immer so überraschend.  Obwohl wir ja wissen, wann der 24. Dezember sein wird. Der Kalender macht es möglich. Und trotzdem: Weihnachten kommt eigentümlich ungelegen jedes Jahr wieder.  Eine gefühltes Unbehagen macht sich vor Weihnachten breit. Das liegt nicht zuletzt an unserem Anspruch, dieses Fest am Ende des Jahres gut vorzubereiten. Es ist eben nicht nur ein Tag im Jahr, sondern ein Projekt, das einen entsprechenden Vorlauf bedarf. Die Geschäfte und Kaufhäuser machen es vor. Ab Oktober sind die Weihnachtsartikel im Angebot. Was in Hinblick auf den kommerziellen Aspekt dieses Festes gilt, das ist auch für unsere innere Einstellung wichtig. Damit es für uns Weihnachten werden kann, brauchen wir so zu sagen auch einen inneren Vorlauf. Die Zeit vor Weihnachten ist so immer auch die Zeit der Besinnung. Die Adventszeit mit ihren entsprechenden Sonntagen ist dafür gedacht. Besinnung hat etwas zu tun mit einer persönlichen Konzentration, einem eigenem Nachdenken über sich selbst. Vielleicht mehr als sonst komme ich ins Nachsinnen, wo mein Leben hingehen soll, welchen Sinn ich in ihm finde und auch welche Richtung ich einschlagen will.  Wir spüren in stillen Momenten, dass eine Korrektur ansteht und die gewohnten Wege ausgetreten sind. Wir dürfen uns neu justieren. Diese Korrektur orientiert sich an dem, der als Kind geboren wird. Im Advent blicken wir voraus auf Gott, der als Mensch uns nahe sein will. Und das heißt: Wir dürfen noch etwas erwarten und haben noch etwas vor uns. Eine besinnliche Adventszeit heißt also, sich neu auszurichten und das Ausrichten geht nur wenn wir uns dafür Zeit nehmen. Darum ist die Adventszeit eine herausgehobene Zeit vor Weihnachten. Es ist sehr klug gewesen von unsere Vorfahren, in den Wochen vor Weihnachten eine Zeit des Fastens und der Meditation zu legen.  Wir haben das nur wieder vergessen. Eigentlich ist Fasten und Lebensgestaltung ein aktuelles Thema. Die Lebensberater in den Medien werden nicht müde, uns in dieser Hinsicht zu optimieren: Zeitgestaltung, Essensempfehlungen und die Ermahnung sich ordentlich zu bewegen stehen auf ihrer Agenda. Aber warum nicht einmal nur still werden, eine Gebet sprechen oder mit sich selbst ins Gespräch kommen. Manches können wir dann beiseitelegen, weil es eher Ballast ist als es uns hilft, unseren Weg zu gehen.  

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode

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