Gedanken zur Zeit

15. April 2020
Pastor Thomas Delventhal

Beten hält Leib und Seele zusammen. Einfach zwischendurch bewusst Atem holen, dann ausatmen und im Augenblick der Stille merken: Gut zu leben; oder: Ich habe es schwer. Das Innerste merken ist schon Beten. Was in mir vorgeht, hat ein weites Echo. Mich wohlfühlend, danke ich; mich kläglich fühlend, klage ich automatisch. Es ist wohl so, dass unser Ich angeschlossen ist an ein Gutes, dem sage ich: Gott sei Dank; den frage ich anklagend: Warum ich? Selbst wenn du denkerisch dich für einen Atheisten hältst, hat dein Körper ein Sensorium für Ganzsein. Wenn es dir gut schmeckt, hast du Wohlbehagen und das besorgt dir Lust zu leben, und das bereitet in dir Dank. Wenn ein Kind mit dem geschenkten Ball losspielt, wird der Schenkende nicht auf freundliche Worte pochen sondern das Glück des Kindes als schönsten Dank quittieren. So tut es wohl auch der Grund der Welt - der liest auch den Dank aus der Freude. Wir beten mehr als wir denken. Allein beim Autofahren läuft doch ein stilles Zwiegespräch unterschwellig mit: Hoffentlich geht das gut, hoffentlich sieht der mein Blinken; und das Danken: Oh, das war knapp. Und wenn ich den Kindern eine gute Fahrt wünsche, sage ich es doch in Gottes Ohr und nicht bloß in die Luft.  Ob mir schon Gebete erhört worden sind? Mein, dein Lebensnetz besteht doch aus zahllosen Knotenpunkten von Geglücktem. Und die Mühen, die Abbrüche? Die Verluste konnte ich doch tragen, weil ich getragen war. Beten ist auch ein Sortieren meiner Wünsche: Ist wichtig, was ich will? Vermisse ich zu Recht? Und auch das ist ein starkes Gebet: Hilf mir den nächsten Schritt zu gehen.  

Thomas Delventhal, Pastor in Meinerdingen

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