Gedanken zur Zeit

14. Oktober 2020
Eike Patzlee

„Ich wusste, dass ausgerechnet MIR das passiert!“ Heute Morgen als ich mir mein helles T-Shirt anzog, fragte ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee sei, denn zum Mittag hatte ich Nudeln mit Tomatensoße eingeplant! Und natürlich kam es, wie es kommen musste: Rote Flecken zieren jetzt mein T-Shirt. Es war doch eigentlich schon morgens klar, dass ich da nicht fleckenfrei rauskomme! Kennen Sie das?
Paul Watzlawick spricht in diesem Fall von selbsterfüllenden Prophezeiungen. Die Prophezeiung eines Ereignisses führt sozusagen zum Ereignis der Prophezeiung. Sie haben einen geradezu „magischen, wirklichkeitsschaffenden Effekt“. Habe ich jetzt also bewusst gekleckert? Nein, natürlich nicht. Aber seien wir mal ehrlich, die Wahrscheinlichkeit sich beim Spaghettiessen, egal mit welcher Soße, zu bekleckern ist nicht gerade klein und weil ich mir ja schon morgens eingeredet habe, dass es passieren wird, fällt es mir als solches leicht, mich diesem Tomatenschicksal hinzugeben.
Unsere Gedanken sind ziemlich stark und haben großen Einfluss auf unser Handeln. Wie wäre es wohl gewesen, wenn ich Gott gebeten hätte, dass das T-Shirt fleckenfrei bleibt?
Ich weiß nicht, ob er auch für sowas Zeit hat, aber ich kann mir vorstellen, dass mein Vertrauen und meine Zuversicht meine Einstellung in diesem Fall beeinflusst hätten. Möglicherweise wäre es gut gegangen oder ich hätte gemeinsam mit Gott über die Flecken gelacht. Probieren wir es doch einmal aus.

Diakonin Eike Patzlee

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