Gedanken zur Zeit

19. Februar 2020

Wer Ohren hat, der höre! (Mt 13,9)

Ich schaue selten Talkshows. Zu viel Gerede für zu wenig neue Erkenntnis, finde ich. Vor ein paar Tagen habe ich dennoch in eine bekannte Talkshow am Sonntagabend hereingeschaltet. Das Thema: „Wahl Eklat in Thüringen. Welche Konsequenzen hat der Tabubruch?“, hätte mich durchaus interessiert. Trotzdem habe ich nach wenigen Minuten verärgert ausgeschaltet. Und das nicht etwa, weil ich die Meinung von einer Teilnehmerin für völlig falsch halte und ihre Partei menschenverachtend finde.
Ich finde es wichtig, im Gespräch zu bleiben. Und um zu guten demokratischen Lösungen zu kommen, muss ich zumindest versuchen auch die gegnerischen Ansichten nachzuvollziehen. Aber Grundbedingung dafür ist das Zuhören. Wirklich zuhören ohne sich einzubilden, dass man längst weiß, was der andere sagen wird. An diesem Zuhören scheiterten in der Sendung ausnahmslos alle geladenen Gäste.
Sie fielen sich gegenseitig ins Wort oder versuchten durch einfaches „immer weiter reden“ und steigende Lautstärke die anderen mundtot zu machen. Wie im Kindergarten, dachte ich und berichtigte mich sofort selbst: nein, in KiTas lernen Kinder besseres Benehmen.
Ich ärgerte mich – und nahm dennoch eine Erkenntnis für mich mit: Reden ohne auch zuzuhören, macht jede Diskussion unmöglich. Ich jedenfalls will so nicht mit meinen Mitmenschen umgehen – egal ob ich ihre Meinung teile oder nicht. Ich will mir Zeit nehmen und zuhören – bis zum Ende des Satzes. Und Sie?

Pastorin Mirja Rohr, Kirchengemeinde Ahlden

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