Mitgegeben auf den Weg

12. Februar 2020

„Du siehst die Dinge, wie Du bist, nicht wie sie sind.“

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als der junge Monteur meine Küche verließ, ich ihm mit strahlendem Gesicht danke sagte und die Haustür hinter ihm schließen konnte.
Was war passiert? Der Abfluss meiner Küchen-Spüle war mal wieder verstopft. Das war an und für sich nichts Besonderes. Immer wieder kam es vor, dass das Wasser in meiner Küche nicht mehr ablief.
Ich setzte mich also vor die Spüle und begann, die Abflussrohre zu zerlegen und zu reinigen. Das Problem zeigte sich, als ich mich nicht mehr erinnern konnte, wie die einzelnen Teile zusammen gehörten. Da saß ich nun also zwischen fünfzehn Teilen, die vor einer halben Stunde noch zusammen gepasst hatten. Und jetzt passte hier nichts mehr.
Achtzehn Jahre lebe ich nun schon in diesem Haus. Alle Jahre wieder habe ich die Abflussrohre gereinigt und auch wieder in  der richtigen Reihenfolge zusammengesteckt, dachte ich. Ich konnte das doch in all den Jahren. Ich habe das doch schon so oft gemacht.
Wenn das Haus sich nicht verändert hat, muß ich die Veränderung wohl bei mir suchen müssen.
Und dann fiel mir der Spruch ein, den mir einmal jemand geschenkt hat und der mich seitdem nicht mehr loslässt: „Du siehst die Dinge (und auch die Menschen) wie du bist und nicht, wie sie sind.“ Mit anderen Worten und mit einem Bild: Ich trage eine Brille und schaue durch diese Brille auf die Welt um mich herum. Ich meine damit nicht die vom Optiker angepasste Brille, durch die ich manches besser und klarer sehen kann. Ich denke an meine „innere Brille“, durch die ich die Welt um mich herum und die Menschen, die mir begegnen, bewerte, und beurteile und manchmal auch verurteile, eben, weil sie die Welt anderes sehen und anders beurteilen als ich.
Danke an den Monteur, der die Abflüsse repariert und mich an dieses Sprichwort erinnert hat.

 Pastor i.R. Wilfried Niggeloh, Ahlden

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