Mitgegeben auf den Weg

02. Juli 2020

Abschied

Jeder Raum ist leer. Alle Möbel aus meinem Jugendzimmer sind auf dem LKW. Meine Bücher, meine Kleidung, mein Leben – alles ist in Kisten verpackt. Ich stehe an der Tür zu meinem Zimmer und gucke mich um, innerlich verabschiede ich mich. Acht Jahre lang haben meine Familie und ich in dem Haus gewohnt. Nun ziehen wir um, denn mein Vater hat eine neue Arbeitsstelle.

Im Neuen Testament der Bibel schreibt der Apostel Paulus an einen Freund: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.” (2. Tim 1,7). Gottes Geist schenkt Mut. Er kräftigt die Schritte nach vorne, leitet mit klarem Blick ins Neuland und hält in Liebe alles im Herzen, was einmal wichtig war.

Abschiede tun weh, ohne Schmerz gibt es sie nicht. Ein Abschnitt geht zu Ende. Letzte Blicke werden ausgetauscht. Letzte Worte gesagt. Alle spüren, dass es das jetzt war.

Ich fürchte mich nicht vor Abschieden. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meiner Zimmertür stand. Dabei gingen mir unzählige Bilder und Szenen durch den Kopf, was alles in diesen Vierwänden passiert ist. Playmobil-Landschaften aufbauen, Harry Potter lesen bis tief in die Nacht, Übernachtungspartys mit den Freundinnen, der erste Kuss. So viele Erinnerungen, die habe ich noch heute. Die Erinnerungen zeigen mir, ich muss mich nicht vor den Abschieden fürchten, denn die liebevollen Erinnerungen bleiben.

Gottes Geist gibt mir Kraft und lässt mich nach vorne schauen. Etwas Neues kann beginnen.

Lea Nickel, Pastorin im Kirchenkreis Walsrode

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