Mitgegeben auf den Weg

08. März 2025

München, beste Lage, der ortsübliche Mietpreis für eine Wohnung liegt bei 40 Euro pro Quadratmeter. Wolfgang Fischer vermietet die Wohnungen in seinem herrschaftlichen Haus allerdings nur für 12 Euro pro Quadratmeter. Das liegt an seiner Großtante, erzählte er kürzlich einem christlichen Magazin. In einer eisigen Winternacht 1962, als er wegen Erfrierungen in einem Krankenhaus behandelt wurde und für den Rest der Nacht eine Bleibe brauchte, nahm seine Großtante ihn auf. „Wolfi, ab jetzt hast du ein Zimmer bei mir“, sagte sie und gab ihm einen Schlüssel. „Du sollst nie wieder draußen schlafen müssen.“

Den Schlüssel hat Wolfgang Fischer heute noch. Aus dem jungen Mann, der halb Hippie und halb alkoholkranker Wohnungsloser war, ist der heute 81-jährige Hausbesitzer geworden. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die empfangene Wohltat weiterzugeben. „Investoren würden hier schnell das Maximum rausholen und die Mieter rausschmeißen.“ Aber er verkauft nicht, macht Reparaturen selbst, senkt sogar manchmal noch die Miete, wenn er es für nötig hält, und will keine Selbstauskunft seiner Mietparteien sehen. Sogar über seinen Tod hinaus hat er Vorkehrungen getroffen, damit es noch lange so bleiben kann.

Wolfgang Fischer ist ein Beispiel dafür, dass jemand, der Liebe erfährt und ein gutes Gedächtnis hat, Grund findet zur Freundlichkeit. „Wenn ich etwas Gutes tue, fühle ich mich wohl“, sagt Fischer. Die Nächstenliebe, von welcher der christliche Glaube spricht, kommt als Zufriedenheit zu ihm zurück. Höchste Zeit für eine sprachliche Korrektur: „Gutmensch“ darf nicht länger ein Schimpfwort sein, sondern sollte wieder als Auszeichnung verstanden werden.

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