Mitgegeben auf den Weg

27. September 2025

Wer schreibt, der bleibt. Und Lesen bildet.

Wie unangenehm. Ich wüsste zu gerne, welchen Namen ich mir da letzte Woche notiert habe. Aber ich kann meine eigene Schrift nicht mehr entziffern. Der Zettel erinnert mich daran, dass ich jemanden anrufen wollte. Aber wie hieß er nur?
Ende September 1822 hat der französische Sprachwissenschaftler Jean-François Champollion die ägyptischen Hieroglyphen entschlüsselt. Leider kann ich den nicht mehr für meine Notiz um Hilfe bitten. 
Dabei sagt man doch: „Wer schreibt, der bleibt“ und meint damit, dass geschriebene Texte länger Bestand haben als gesprochene. 
Ich habe da inzwischen meine Zweifel. Lesen Sie noch das ellenlange Kleingedruckte, wenn Sie etwas im Internet bestellen? Verstehen Sie den Beipackzettel des Medikaments? Immer weniger Menschen lesen Zeitung, dafür hören immer mehr Menschen Podcasts. Ich beobachte, dass viele keine Nachrichten im Handy mehr schreiben – sie diktieren sie.
Das Christentum, so geht es mir durch den Kopf, ist eine „Schriftreligion“. Das bedeutet, dass sich unsere christliche Überlieferung auf schriftliche Dokumente gründet. Wir finden sie in der Bibel. Wird die noch gelesen? Immerhin ist die Bibel nach wie vor das meistgedruckte Buch. Der Druck garantiert immerhin, dass man die Buchstaben gut erkennen kann. 
Schauen Sie mal nach: Haben Sie die Bibel im Regel stehen? Lesen Sie doch mal wieder darin. Oder hören Sie sie, als Podcast. 
Übrigens: Ich weiß auch wieder, wen ich anrufen wollte. Dann das stimmt auch: Lesen bildet. Gott sei Dank!

Ottomar Fricke, Superintendent im Kirchenkreis Walsrode

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