Mitgegeben auf den Weg

15. November 2025

Die Musterung! In der aktuellen Diskussion ist wieder davon die Rede. Ich erinnere mich noch daran. Es war eine merkwürdige Prozedur: Die körperliche Begutachtung der Wehrfähigkeit in Unterhose mit vielen anderen in kalten Räumen. Wir waren von denen vorgewarnt worden, die Tage zuvor erscheinen mussten. Am Ende stand ein kurzes Gespräch über die gewünschte Verwendung beim Bund. Danach kam der Wehrpass per Post. Ich war tauglich. In der Evangelischen Jugendgruppe hatten wir diskutiert, wie wir mit der Berufung umgehen wollten. Einige konnten sich den Wehrdienst, wenn auch ohne große Begeisterung, vorstellen. Ich wollte verweigern und Zivildienst leisten. Wir respektierten die Entscheidung des anderen. Wir wollten unseren Dienst leisten, das war unser Anspruch. 
Heute gibt es die unterschiedlichen Angebote der Freiwilligendienste und der Bundeswehr. Ich freue mich über jede und jeden, die sie wahrnehmen. Ich denke an meine Zeit als Zivi zurück. Es waren achtzehn prägende Monate, die ich nicht missen möchte. Im Rückblick sehe ich diesen Lebensabschnitt als sehr wertvoll an. Nein, für uns war dieser Dienst nicht freiwillig. Und wir wurden nicht ausgelost. Eine Musterung wie damals darf es nicht mehr geben. Und doch bin ich für einen gut organisierten allgemeinen Dienst, sei es in der Bundeswehr oder in sozialen bzw. kulturellen Einrichtungen. Ein Dienst für die Gesellschaft ist wichtig, für beide Seiten. Ich wünsche allen Jugendlichen diese Erfahrungszeit für ihren Lebensweg. Heute habe ich mehr Verständnis für Soldatinnen und Soldaten als damals. Die aktuelle Lage in der Welt verändert meine Sichtweise.

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode

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