„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 06. Januar 2018

„So räumen Sie auf in 10 Schritten!“ oder „Wie werde ich ein guter Vater?“ bis hin zu „Einkochen wie früher- so geht es!“, Ratgeberartikel haben sich einen sicheren Platz in der Medienwelt erobert. Nicht nur in der Tageszeitung, sondern sogar die seriösen Nachrichtenmagazine geben schon mal praktische Tipps, wie der Alltag besser geregelt zu bekommen ist. Wie selbstverständlich werden die Suchmaschinen der Internetwelt auch in dieser Hinsicht befragt und liefern Antworten die Fülle. In der kleinen oder großen Anforderung der praktischen Lebensbewältigung werden wir ja manchmal an unsere Grenzen gebracht. Gut zu wissen, dass es jemanden gibt, der helfen kann.
 Ich habe früher zuerst meine Oma gefragt. Oder auch Opa, wenn es um den richtigen Nagel für die die zu harte Wand ging. Oma war für die Küchenfragen und den Haushalt zuständig. Beide wussten Rat, hatten praktische Lebenserfahrung und kannten sich aus. Mehr brauchte ich nicht, wobei die lebenspraktische Unterstützung noch ausdehnbar war auf Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde und Bekannte. Alles gute Adressen, wenn man auf dem Schlauch stand. Es gab auch damals Ratgeberliteratur und entsprechende Zeitschriften, aber das eigene Netzwerk gegen Katastrophen in der Küche oder anderswo war nicht zu ersetzen.
Auch heute gibt es das noch. Aber das Leben ist so vielfältig geworden und verlangt eine schier unendliche Zahl von persönlichen Antworten, dass der Bedarf an Unterstützung und Empfehlungen eigentlich unendlich geworden zu sein scheint. Omas, Opas und alle anderen erfahrenen Lebenspraktiker sind in dieser Hinsicht nicht mehr unbedingt gefragt. Schade, denn so geht viel an lebenspraktischer Bildung verloren. Als Vorbilder, Berater, Erzähler und Ratgeber bleiben sie nötiger denn je. Es gibt Dinge im Leben, die lassen sich nicht theoretisch begreifen. Was Vertrauen bedeutet, dass lässt sich nur im praktischen Miteinander erleben. Und was beten heißt, lerne ich im gemeinsamen Tun, am Essenstisch zum Beispiel oder beim Gottesdienstbesuch. Stehen wir uns also mit Rat und Tat zur Seite, geben wir Anteil an dem, was uns bewegt. Ganz persönlich, mit allen unseren Ecken und Kanten. Gemeinsam können wir dann schauen, wie die medialen Lebensberater sich die Welt erklären.

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode

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