„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 11. Juni 2015

Ohne Schuppen vor den Augen

Sie war shoppen in der Stadt und nun wollte sie sich noch ein wenig stärken. Mit Glück ergatterte sie einen freien Tisch im Schnellimbiss und stellteihre Handtasche und ihre Tüten dort ab. Hungrig ging sie zum Tresen und holte sich einen Teller Suppe. Sie stellte fest, dass sie den Löffel vergessen hatte und kehrte noch einmal um. Mit dem Löffel in der Hand ging sie an ihrem Platz zurück und erschrak. Dort saß doch tatsächlich ein Mann, offensichtlich ein Ausländer, und aß seelenruhig ihre Suppe. So eine Unverschämtheit!“ murmelte sie vor sich hin. Doch dann setzte sich zu dem Mann und aß mit ihm die Suppe zusammen. Der Mann weder erstaunt noch verlegen lächelte und schob ihr den Teller zu. Schweigend aßen die beiden. Dannräumte der Mann den leeren Teller weg und kam mit zwei Tassen Kaffee zurück. Schweigend schober ihr eine Tasse rüber. „Wie nett!“ dachte sie. Als sie den Kaffee getrunken hatten, verabschiedete sich der Mann freundlich. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. Sie schaute unter den Tisch und suchte ihre Handtasche und ihre Tüten. Nichts! Keine Handtasche, keine Tüten! Schlagartig änderte sich ihre Laune, und aus dem „netten Mann“, wurde nun ein „diebischer Ausländer!“
„Ein Dieb! Er hat meine Handtasche!“ rief sie laut durch das Restaurant. Aber zu spät. Der Mann war längst verschwunden. „Hab ich es doch gleich gedacht!“ sagte sich vor sich hin, als sie zu ihrem Platz zurück kehrte. Da fiel ihr Blick auf den Nachbartisch… Da stand ihre mittlerweile kalt gewordene Suppe, und unter dem Tisch lagen ihre Handtasche und ihre Einkäufe. Da ging es ihr wie Paulus: „Und so gleich fiel es wie Schuppen vonseinen Augen und er wurde wieder sehend“
(Apostelgeschichte 9,18).

Eine gute Zeit ohne Schuppen vor den Augen wünscht

Mareike Kranz, Diakonin in Bomlitz

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