„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 24. Juni 2015
Fricke_nach_Wahl
Superintendent Ottomar Fricke, Bild: Wieberneit

"Halt's Maul, jetzt kommt der Segen" ...

so sprach einmal ein Konfirmand zum anderen am Ende des Gottesdienstes.
Sie hatten wohl gequatscht. Das soll vorkommen bei Konfirmanden und auch im Gottesdienst. Aber beim Segen, das wünschte sich wenigstens der eine, da sollte das anders sein. Warum?
Weil etwas passiert. Etwas, was das Leben ändern kann.
Ich jedenfalls habe das so erlebt. Ich war ja auch einmal Konfirmand. Ich stamme nicht aus einer besonders "frommen" Familie. Ich ging zum Konfirmandenunterricht, weil man das eben tat. Und deshalb musste ich auch in den Gottesdienst gehen. Und so wartete ich auf das Ende des Gottesdienstes. Ich wollte nach Haus.
Da kam der Segen. Ich erinnere mich, dass wir vorher aufstanden. Er wurde vom Pastor im Talar vom Altar aus in unsere Richtung gesungen. Dabei breitete er die Arme aus. Und ich spürte: Da ist mehr. Mehr als Worte. Mehr als die gesungene Melodie. Mehr als die Geste. Mehr als die Gemeinschaft, dass alle stehen. Irgendwie noch mehr. Viel mehr.
Ich konnte es damals nicht erklären. Und ich kann es heute noch immer nicht. Aber manchmal da spüre ich es, dieses "Mehr". Manchmal beim Segen. Manchmal beim Abendmahl. Manchmal beim Beten. Manchmal ganz unerwartet.
Dieses unbeschreibliche "Mehr" ist die Grundlage meines Glaubens. Schon damals, im Konfirmandenalter. Denn von da ab saß ich im Gottesdienst und wartete, ob ich es wieder erleben würde.
Außerdem wollte ich herausfinden, was "es" ist. Ich glaube, "es" ist ein deutlicher Hinweis auf Gott, auf die Nähe Gottes.
Es tut gut, sie zu spüren und ich bin froh, heil-froh könnte ich sagen, dass ich immer wieder einmal diese Nähe, dieses unerklärliche und unbeschreibliche Mehr des Glaubens erleben kann.
Ich wünschte, dass häufiger jemand sagt: "Halt's Maul, jetzt kommt der Segen!". Denn darin höre ich: "Ich will es nicht verpassen." "Ich hoffe darauf, Gottes Nähe spüren zu können."
Versuchen Sie es doch auch einmal. Seien Sie aufmerksam, lassen Sie sich nicht ablenken, glauben Sie Ihrem Gespür.
Und dabei segne und behüte Sie der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.

Superintendent Ottomar Fricke, Kirchenkreis Walsrode

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