„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 06. Januar 2016
Margrit Liedtke
 Diakonin Margrit Liedtke

Ein Indianer kennt keinen Schmerz

Wie oft wurde dieser Spruch in meiner Generation ausgesprochen. Natürlich kommt er von Karl May und sollte wohl besser heißen „ein Indianer zeigt keinen Schmerz“. Denn viele Indianer wurden von Kindheit an gedrillt ihren Schmerz nicht zu zeigen.
In der Zeit in der Karl May seine Bücher schrieb wurde dieser Satz gerade auch hier in Deutschland gerne aufgenommen. Dazu kamen Sätze wie „Stell dich nicht an“ und „Ist doch nicht so schlimm“ Stürze und Verletzungen tun weh und wir sollten den Schmerz benennen, für die Kinder in Worte fassen und sie trösten. Aber wir tun uns besonders hierzulande immer noch schwer damit. Immer wieder gibt es mal den Vorwurf man würde sein Kind verziehen oder verweichlichen wenn man es auch bei Kleinigkeiten in den Arm nimmt und tröstet.Schnell wird von Verwöhnen gesprochen. Wer weg schaut und die Verletzung nicht wahrnimmt, nimmt dem Kind auch die Möglichkeit, die Fähigkeit zu entwickeln, selbst darüber zu sprechen. Das Kind kann nicht verstehen, was in seiner eigenen Psyche vorgeht. Es kann keine richtige Wahrnehmung von sich selbst entwickeln und verhält sich nicht so, wie es eigentlich sollte, da es sich nicht richtig selbst fühlen kann. Vielmehr verhält es sich so, wie es gelernt hat, sich zu verhalten. Dies kann für das spätere Leben verheerende Auswirkungen haben. Daran muss ich denken wenn ich die Jahreslosung einen Mottospruch aus der Bibel für dieses Jahr höre: Gott spricht: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet(Jesaja 66,13)Bei wem auch immer wir in unserem Leben Trost und Güte erfahren haben, wer auch immer uns Halt und Sicherheit geschenkt hat, als wir Trost und Schutz brauchten, darf für uns ein Sinnbild für diesen tröstenden und liebenden Gott sein, der uns dieses zuspricht.
Und wo immer wir uns als Frauen oder Männer den Bedürftigen oder als Väter und Mütter unseren Kindern liebevoll, stärkend und tröstend zuwenden repräsentieren wir diesen Gott. So können wir auch voller Hoffnung, gestärkt und getröstet in das neue Jahr gehen.

Diakonin Margrit Liedtke

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