„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 21. Juli 2017
Delventhal
Pastor Delventhal

Urlaub für Leib und Seele

Endlich lieg‘ ich am Strand, alle von mir gestreckt, die Augen zu, das Rauschen wiegt mich in den Schlaf. Der Körper ist schon angekommen, aber die Seele ist noch auf der Hinreise: ob die Haustür verschlossen ist, die Waschmaschine abgestellt? Leert der Nachbar den Briefkasten, wie versprochen? Im Kopf fahre ich nochmal die Route ab, meistere noch mal die brenzlige Situation. Und das neue Quartier ist ganz gut. Blumen auf dem Tisch, die Betten passen. Endlich am Strand. Alles fallengelassen. Nichts mehr schleppen, nichts mehr sagen, nur liegen auf dem warmen Sand. Ein Teil werden mit der Erde. Schon drei Tage auf der Insel; in den Träumen werde ich zurückgepfiffen ins Büro. Telefongeprassel, fordernde Töne: „Das haben Sie doch zugesagt.“ Ich suche nach Antworten – zum Glück dann das Erwachen. Ein neuer Tag, ein neues Glück ohne Termine – frische Brötchen, eine vernünftige Zeitung, ein lieber Mensch an meiner Seite. Später ein Gang an der Flutkante lang. Das Meer nimmt und gibt. Schillernde Steine, vollkommene Muscheln. Der Wind tut gut. Er treibt einem die Flausen aus, klärt die Gedanken. Nach dem Strandgang ist man versöhnt. Baden in hohen Wellen. Getragen werden und immer wieder auf die Füße kommen. Und wieder im Sand, zugedeckt vom Himmel, Stimmen spielender Kinder von Ferne. Das ist das Einverständnis, gerne zu leben. Ja, gut, dass ich da bin. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Ich möchte mit niemanden tauschen. Ein freundliche Welt trotz allem, denke ich und plane was Fröhliches für den Abend. Aber da ist ein Regenschauer oder ein Mückenstich oder Hunger. Und schon kann das Gefühl umkippen. Wie gut, dass der Urlaub erst anfängt. Langsam nur glätten sich unsere Seelen. Wir brauchen Zeit, um ruhig und gut zu werden.

Pastor Thomas Delventhal        

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