Mitgegeben auf den Weg

13. Januar 2024

Voller Wunder

Vor ein paar Tagen wünschte ich einem Bekannten in einer Email ein wundervolles 2024.
In seiner Antwort wünschte auch er mir ein „wunder-volles“ 2024. War das der gleiche Wunsch oder hat der Bindestrich etwas verändert? Wundervoll geht in die Richtung von ausgezeichnet, gigantisch, bezaubernd, herausragend, meint eben: ich wünsche dir ein besonders schönes Jahr.
Der Bindestrich dazwischen drückt etwas völlig Anderes aus, meint ein Jahr voller Wunder und mit einem Augenzwinkern denke ich, ja, das passt zu ihm. Aber passt so ein Wunsch auch in unsere
aufgeklärte, ach so wissenschaftliche Welt? Oder war das eine Empfehlung in eine Zaubervorstellung von David Copperfield zu gehen und sich die vermeintlichen Wunder, die Tricks und Kunststücke anzuschauen? Aber ich weiß ja, dass es eine ganz logische Erklärung gibt, die ich nur nicht durchschaue. Wirkliche Wunder erfahren nur die, die Wunder erwarten, die ihr Augenmerk darauf ausrichten. Von Carl Einstein, einem Künstler und Schriftsteller stammt die Aussage: „Man muss das Unmögliche solange anschauen bis es eine leichte Angelegenheit ist. Das Wunder ist eine Sache des Trainings.“ Bin ich nicht umgeben von Wundern und geht es nicht darum das Staunen wieder zu lernen? Dort, wo wir Wunder erleben, wird unsere Welt durchsichtig für den Himmel. Hindurch scheint Gottes Wirklichkeit und lässt uns staunen. Oder anders gesagt: Das Staunen schafft eine Verbindung zu einer anderen Wirklichkeit und lässt scheinbar Kleines groß erscheinen.

Wir haben Gottes Spuren festgestellt
auf unsern Menschenstraßen,
Liebe und Wärme in der kalten Welt,
Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehn
in längst vergangnen Tagen,
Gott wird auch unsre Wege gehn,
uns durch das Leben tragen.
(Evangelisches Gesangbuch 656)


Margrit Liedtke (Diakonin i.R.)

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