Die Angst geht um im Land.
Angst vor sozialem Abstieg, Angst vor Fremden; unsere Gesellschaft im Dauerstress. Hochwasser, protestierende Bauern, streikende Eisenbahner, Kriege allenthalben, Nazis in den Parlamenten, Demokraten auf der Straße. – Puh, es ist wirklich anstrengend, da noch den Überblick zu behalten. Und alles in einem Ton der Aufgeregtheit, als ob Marktschreierwettbewerb in Dummsdorf wäre und alle anderen - außer mir natürlich! - vollständig den Verstand verloren hätten. Die Angst geht um im Land.
Damit kurz zu Paulus: Der hatte wirklich Grund, Angst zu haben. Sitzt in Rom im Gefängnis, das nahe Ende vor Augen. Und aus dieser Situation schreibt er einen bemerkenswerten Satz:
"Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."
Furcht ist menschlich. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass diese Furcht zu einem Klima der Angst und der Mutlosigkeit werden. Zu viele sind momentan nämlich ganz erpicht darauf, solch eine Angst zu schüren. Denn Menschen, die sich fürchten, kann man leicht manipulieren.
Gegen diesen Ungeist setzt Paulus den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. – Das gefällt mir gut. Kraft und Liebe sowieso, aber eben auch Besonnen-heit. ---
Besonnenheit: Einfach mal einen Aufgeregtheitsgang zurückschalten. Einfach mal über sich selbst lachen. Einfach mal, bildlich gesprochen: eine Weile in den Schuhen des anderen gehen. Und ich bin dabei nicht allein: Denn es ist Gottes Geist – wie wunderbar ist das denn bitte? Das löst nicht alle Probleme dieses Landes, ich weiß. Aber je mehr Menschen sich von Gottes Geist der Besonnenheit leiten lassen, desto weiter kommen wir.
Einen Gang zurückschalten – ich versuch`s an diesem Wochenende mal. Machen Sie mit?
Pastor Frank Richter