Es gibt den Tag des Baumes, den Tag des Denkmals, den Tag der Liebenden. Es gibt wohl über 100 Gedenk- und Aktionstage im Jahr. Darunter gibt es auch einen Tag für die Traurigen, nur dass er nicht so heißt. Schon seit 200 Jahren ist der letzte Sonntag vor dem 1. Advent ein Tag für die Trauer um die Menschen, die uns gestorben sind.
Der Totensonntag ist ein Tag für die Trauernden. Ein Tag für die Erinnerung. Ein Tag, um auf den Friedhof zu gehen, vielleicht auch um zu weinen. Ein Tag, an die Menschen zu denken, die zu meinem Leben gehörten, die mich begleitet haben, die ich liebte und die nicht mehr da sind.
An diesem Tag werden in den Kirchen die Namen derjenigen verlesen, die im vergangenen Kirchenjahr aus der Gemeinde verstorben sind. Zum letzten Mal werden ihre Namen öffentlich genannt. Doch innerlich kann ich die Namen derer nennen, die ich vermisse und nach denen ich mich noch immer sehne. Ganz gleich wie lange sie schon nicht mehr leben.
Der Totensonntag ist ein Tag gegen das Vergessen derer, die gestorben sind. Es ist zugleich auch ein Tag, an dem ich daran denke, dass ich auch einmal sterben werde, dass auch mein Leben hier enden wird und ich davon muss. Wann auch immer dieser Tag sein wird.
Der zweite Name dieses Tages ist Ewigkeitssonntag. Er erinnert mich daran, dass es in aller Traurigkeit noch etwas anderes gibt, nämlich den Gedanken, dass noch nie jemand beweisen konnte, dass der Tod das Ende von allem ist. Gewiss endet mit ihm mein Leben auf dieser Erde. Aber vielleicht ist der Tod nicht das Ende, sondern das Ziel dieses Lebens, dieses Abschnitts. Und wer garantiert, dass nicht etwas Neues beginnt. Jesus hat davon gesprochen, und Gott hat uns diese Hoffnung gegeben. Für mich scheint sie auf mein Leben und hoffentlich auch in mein Sterben. So wie das Licht vom Advent schon auf den Totensonntag scheint.
Ina Welzel,
Pastorin an der Klinik Fallingbostel