„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 08. Oktober 2015
Fricke_nach_Wahl
Superintendent Ottomar Fricke, Bild: Wieberneit

Erstmal satt, sauber und trocken - dann kommt der Sinn

Ich bewundere die Leistung der Johanniter und aller anderen Hilfsorganisationen in Oerbke. In kürzester Zeit haben sie es hinbekommen, ca 1200 Flüchtlinge medizinisch zu betreuen, sie mit Essen, einem warmen Bett, Kleidung und Hygieneartikeln auszustatten.
Und doch glaube ich, dass die bisherige riesige Leistung erst ein kleiner Teil der Aufgaben für uns hier war.
Denn jetzt geht es darum, dass sie ihr Leben mit Sinn füllen.
Menschen möchten arbeiten, ihren Tag strukturieren, sie wollen sich auskennen, sicher fühlen und Anerkennung bekommen. Sie brauchen ein erreichbares Ziel.
Diesen Sonntag feiern wir Christen Erntedank.
Das Nachdenken über das Leben im Flüchtlingslager gerade am Erntedankfest zeigt: Satt, sauber, trocken und gesund - das ist wichtig, aber es reicht nicht zu einem erfüllten Leben.
Wir brauchen Sinn. Wir brauchen die Gewissheit, dass wir gewollt sind, dass wir eine Zukunft haben.
Erntedank freuen wir uns über Früchte und Blumen - aber auch über unsere Arbeit, unser Gehalt. Wer weiter denkt, dankt auch für Gesundheitssystem und Wohnung.
Es ist nicht nur Freude - es ist auch Dankbarkeit. Weil wir merken: Für das alles können und sollen wir arbeiten - aber trotzdem ist es auch geschenkt.
Erntedank weist darauf hin:  Wir sind in unserem Leben getragen. Wir sind beschenkt - von Gott.
So brauchen auch die Flüchtlinge nun Untertützung darin, ihr Leben mit Sinn zu füllen: Sich auf das Leben in der neuen Umgebung vorzubereiten und Deutsch zu lernen. Sie müssen Gelegenheit bekommen, Erfolgserlebnisse zu haben.
Ja, und auch Religion gehört dazu. Die Erfahrung, dass Gott uns durch unser Leben begleitet. Dass Gott der Ursprung und das Ziel unseres Lebens ist.

Superintendent Ottomar Fricke, Kirchenkreis Walsrode

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