„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 07. November 2015

Schauplatz Großstadt, Menschen in der Fußgängerzone. Gesichter eilen vorüber, unerkannt und unbeachtet. In Kaufhäusern und auf Märkten, auf Rolltreppen, in Gassen, bei greller Lichtreklame oder unter trüben Laternen. Dann und wann sitzen sie sogar neben uns: Fremde. In der U-Bahn, im Park, an einer Haltestelle oder auf der Kirchenbank. Da gibt’s Gesichter, die ziehen in Bann, unser Herz hat sie fotografiert. Gesichter vielleicht, die eine ganze Geschichte erzählen. Andere verstecken das, was sie fühlen und denken, geschickt hinter einer gepflegten Fassade. Man hat schließlich gelernt, sich zu tarnen. Was für ein Zauber, wenn ein Gesicht plötzlich aufleuchtet! Blitzende Augen und lebhaftes Mienenspiel, solange jemand in ein Gespräch vertieft ist. Das Umgekehrte gilt allerdings auch. Bestürzung und Enttäuschung lassen ein Gesicht erstarren. Stumpf und maskenhaft wirkt es, wenn jemand unbeteiligt ist oder gedankenverloren ins Leere schaut. „Sein Gesicht“, so haben die Jünger einmal Jesus beschrieben „sein Gesicht leuchtete wie die Sonne“. Und ein Apostel fügte hinzu: „In seinem Gesicht haben wir die Herrlichkeit Gottes gesehen.“ Was also ist, wenn am Schluss eines Gottesdienstes den Menschen der Schutz Gottes zugesichert wird und die Liebe Jesu bescheinigt? Denn das meinen ja jene uralten Segensworte: „Gott lasse sein Antlitz leuchten über dir!“ Wohl wahr, so etwas kann sich widerspiegeln in den Gesichtern all der Gesegneten. Ob auch in ihrem Leben?

Friedrich-Wilhelm Stock Superintendent i.R.

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