„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 27. April 2016

Wie eine uralte Umfrage meine Geschichte wurde, ob ich das erzählen darf? Es war bald nach dem Krieg, ein großes Zeltlager an der Weser. Vormittags gingen die Zeltgruppen ins Gelände, suchten sich einen geeigneten Platz, lagerten im Kreis zum Gespräch. Was für ein Einstieg in das, was schon damals Bibelarbeit hieß. Alles urwüchsig. Aus meinem Rucksack hatte ich meine kleine Senfkorn-Bibel hervorgewühlt, Brotkrümel und Marmeladenflecke inclusive.
„Wohin gehen wir?“ Man erlebt ein Gelände mit anderen Augen, wenn man auf der Suche nach Gesprächsatmosphäre ist. Auch dies, was eine Gruppe ist und wie viele dazu gehören, begreift man eindrücklich, wenn man abschätzen muss, ob auf dem ausgespähten Waldboden mit Buschwerk und Blick in die Sonne wohl jeder Platz hat. Dass heute auch Drei aus dem Zelt gegenüber mitgekommen sind, zeigt sich nun, wenn es sich jeder auf seine unverwechselbare Art bequem macht. Der eine kaut schon wieder an einem Grashalm, ein anderer ist einem Käfer auf der Spur.
„Noch nie gehört“, murmelten wir, als unser siebzehnjähriger Gruppenleiter uns eröffnete, worum es ging. Wir lasen. Und schwiegen. Einige unterstrichen, was sie fragen wollten, was ihnen wichtig war. Ein rätselhafter Text: „Und ich hörte die Stimme Gottes: Wer will unser Bote sein? – Ich sprach: Sende mich!“ Es lag wohl auch am Waldboden, dass gerade diese Episode in meinem Leben Wurzeln geschlagen hat. Und – mein Konfirmationsspruch wurde!

Friedrich-Wilhelm Stock, Superintendent i.R.

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