Nachfolger gesucht
Er hatte bis dahin ein ganz normales unscheinbares Leben geführt. Politik interessierte ihn wenig, sein Hof und seine Tiere genügten ihm. Doch eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Er konnte nicht mehr mit ansehen, wie Unfriede und Ungerechtigkeit sich immer weiter ausbreiteten, auch vor seiner nächsten Umgebung nicht haltmachten. Rechtsverdrehung und Bestechung war an der Tagesordnung, es schien, als ob „Unschuldige für Geld und Arme für ein Paar Schuhe verkauft“ würden. Nächstenliebe war ein Fremdwort geworden, von Gott redete schon lange niemand mehr. Da wurde er aktiv. Laut und öffentlich sprach er vom Umdenken, prangerte Missstände an, attackierte die Herrschenden, auch die sogenannten Frommen. Viele stimmten ihm zu, wenn auch einige nur heimlich. Die, die es anging, nahmen Anstoß. Wer hört schon gern, dass der eigene Weg ins Verderben führen wird? Sie nutzten ihre Macht und machten ihn mundtot. Er verschwand, seine Botschaft blieb.
Leider ist es schon bald 3000 Jahre her, dass dieser Mann sich engagierte. Amos aus Thekoa, von dem das Alte Testament erzählt, der gar kein Prophet sein wollte, sondern nur tat, was sein Gewissen ihm sagte. Im Namen Gottes wünschte er, dass „das Recht ströme wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Amos 5. 24). Nachfolger in unserer Zeit sind dringend gesucht!
Sabine Half, Kirchengemeinde Eickeloh