„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 12. Januar 2017

"Wir sind Sandkörner. Sandkörner, die das Meer umwälzt und mit sich führt, wohin es will." Diesen Satz las ich in José Saramagos Drama „In nomine Dei“ (Im Namen Gottes). Er wird darin von den Frauen geäußert, die misshandelt werden. Und wo ist dann Gott? Die Antwort einer weisen, sehr alten Dame war: „Er ist in jedem Sandkorn.“ Ich denke, er ist auch in jedem Tropfen des Meeres, das den Sand umwälzt. Wasser kennen wir in unglaublich vielen Formen: Tau, Reif, Regen, Nebel, Schnee, Eis, Blitzeis, Graupel, Hagel, Wolken. Die Liste kann noch verlängert werden vor allem, wenn wir an die fließenden Gewässer und schließlich an das Meer denken. Und wie wir alle wissen steigt der Dunst des Meeres gen Himmel, um von dort in den Kreislauf zurückzukehren. Wenn nun Gott in jedem Sandkorn und in jedem Tropfen ist, dann kehrt er auch stets wieder zurück. Oder ist er sowieso immer da? Beides ist der Fall. Denn wenn wir zweifeln, muss er erst wieder zu uns zurückkehren, aber wenn wir in seiner Gewissheit leben, ist er stets allgegenwärtig und erscheint in mindestens ebenso vielen Formen, wie wir sie für das Wasser aufgezählt haben. Also ist diese Sache mit der Gegenwart Gottes und unserer Suche danach sehr schwierig - oder eben sehr einfach, weil er in jedem Sandkorn und in jedem Tropfen ist und wir gar nicht unbedingt suchen müssen, sondern ihn einfach entdecken und finden können, gerade auch, wenn es uns nicht gut geht.

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