„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 07. März 2017

Vom Spiel mit der Macht

Mit der Wahl des neuen Präsidenten in Amerika stehen die Fragen nach Macht, Gewalt und nationalen Interessen wieder auf der Tagesordnung. Das Spiel mit der Macht, um selber besser dazustehen und andere niederzumachen gab es auch vorher schon. Aber es gab noch den Anspruch, mit den eigenen Fähigkeiten die Welt etwas menschlicher zu machen.
Bei Jesus ist mir ein ganz anderer Umgang mit der eigenen Macht deutlich geworden. Es zeigt wer er ist und was er kann auf einer Hochzeit. Eine merkwürdige Geschichte: Aus Wasser wird Wein, guter Wein, damit das Fest weitergehen kann. Der Wein symbolisiert in der Bibel die Lebensfreude und er lässt die Menschen die Herrlichkeit der Schöpfung spüren. Seine Mutter Maria schätzt ihren Sohn realistisch ein; sie weiß, zu was er fähig. Jesus selber ist eher unwillig und weist seine Mutter ab. Und doch: Jesus hat seine Macht bewiesen, nachzulesen im Johannesevangelium.
Von Machtbeweisen sind wir tausendfach umgeben. Und meistens verheißen ebensolche Machtbeweise nichts Gutes. Macht und Gewalt stehen oft ganz nah beieinander. Jesus demonstriert seine Macht auf einer Hochzeitsfeier in seinem engeren Umfeld, genötigt von seiner Mutter und nicht von langer Hand geplant. Sie geschieht mal eben, nebenbei, nicht auf der großen Bühne. Jesus ruft nicht etwa alle Hochzeitsgäste zusammen, um seine Wundertat zu vollbringen. Von seiner Macht wissen darum am Ende nur seine Mutter, seine Jünger und die Dienenden, die Machtlosen. Der Bräutigam als Gastgeber muss sich selber einen Reim darauf machen, was da eigentlich geschehen ist. Seine Macht nutzt Jesus dazu, im Hintergrund die Situation zu retten. Damit nimmt er klassische Machtvorstellungen auseinander. Er macht nicht kaputt, er bedroht nicht, er handelt zum Wohl der Anwesenden. Diese Macht verbreitet nicht Angst und Schrecken, nein Jesu Macht verheißt Herrlichkeit, ist keine Schreckensherrschaft. Sie geschieht zur Freude und zum Wohl der Anwesenden. Solche Machtspiele würde ich mir gefallen lassen.

Herbert Seevers, Pastor in Walsrode

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