„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 02. August 2017
Pastor_Hülsmann_2014
Pastor Hülsmann

Gott liebt die Bewegung

 Liegen, sitzen, stehen, gehen. In dieser Reihenfolge. So haben wir alle einmal angefangen. Bei den Babys kann man das beobachten. Ich glaube, unser Schöpfer liebt die Bewegung.

Das gilt auch für den Glauben. Gott ruft den sesshaften Abraham aus der Stadt und schickt ihn ins unstete Nomadenleben auf der Suche nach dem Land, das Gott ihm geben will.
Das Volk Israel wandert durch die Wüste. Bei Tage folgt es der Wolkensäule und bei Nacht der Feuersäule. Und Gott geht mit in Form eines tragbaren Zeltes, der Stiftshütte.
Jesus ruft Menschen aus ihrer gewohnten Lebensweise in die Nachfolge. Und die Jünger folgen ihm.
Schade, dass sich diese Reihenfolge irgendwann umkehrt. Gehen, stehen, sitzen, liegen. In dieser Reihenfolge. So haben alle Institutionen einmal angefangen. Bei der Kirche kann man es beobachten und bei politischen Parteien.
Was als Nachfolge oder als Protestmarsch begann, kommt zum Stillstand. Und weil man nun schon mal steht, bildet man einen Vor-Stand. Der wiederum wählt einen Vor-Sitz. Und weil man nun schon mal sitzt, beginnt die Zeit der Sitzungen. Bis zum vollständigen Er-Liegen der ursprünglichen Bewegung ist es dann nur noch ein Beschluss.
Ich glaube, Gott liebt die Bewegung. Darum gibt es auch in der Institution Kirche eine Unruhe, die als göttliches Korrektiv gegen alle Selbstzufriedenheit und Gewohnheit wirkt. Christen haben sich seit jeher als Pilger verstanden, als Menschen, die unterwegs sind. Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Und die Kirche ist eine Einrichtung, die bis zum letzten Tag der Erneuerung bedarf. Sagt schon Luther. Gott selbst ist übrigens auch unterwegs: unterwegs zu uns Menschen. Gott liebt nicht nur die Bewegung. Er liebt vor allem uns.
 
Matthias Hülsmann, Pastor für Theologische Fortbildung in Loccum
 
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