„Gedanken zur Zeit"

Nachricht 31. August 2017

Als ich heute Morgen zur Arbeit mit dem Auto fuhr und mir Gedanken zur Zeit machte, bedankte sich ein Autofahrer mit kurzem Handzeichen bei mir, da ich in der verkehrsberuhigten Straße vor einem Poller auf ihn wartetet und ihm seine Vorfahrt gewährte. Wie habe ich mich über diese Geste gefreut. Ein freundliches Zunicken, ließ mich richtig beflügelt weiterfahren. Hätte er ja gar nicht machen müssen, war ja schließlich sein Recht, er hatte Vorfahrt, der Poller stand auf meiner Straßenseite. Diese Gesten fehlen zunehmend im Straßenverkehr. Es geschieht leider so selten, vielmehr muss ich mich häufig wundern oder ärgern, wenn ein Auto immer langsamer vor mir wird und dann plötzlich unvermittelt abbiegt ohne zu blinken. Wie oft stehe ich am Kreisverkehr und warte überflüssig, weil wieder nicht geblinkt wurde, aber ich doch schon hätte losfahren können, wenn ersichtlich gewesen wäre, dass der Wagen abbiegt. Oder auf der Autobahn die dreispurig ist, gerade in der Ferienzeit, wenn die Autobahnen sowieso befahrener sind, bleiben so viele Autofahrer einfach auf der mittleren Spur selbst bei großen Freistrecken auf der rechten Spur, egal wie schnell sie fahren und behindern auf diese Art auch einen vernünftigen Verkehrsfluss. Ich schildere bewusst keine gefährlichen Situationen, darüber wird oft genug geklagt, sondern nur das Verhalten, das so auffällig nicht an die Mitmenschen denkt. Ich frage mich wieder, wo diese Menschen in Gedanken sind. Was verhindert den offenen, neugierigen Blick, der Umgebung und den Mitmenschen gegenüber? Ist es unsere permanente Reizüberflutung? Ist es die Bezogenheit auf sich, die teilweise auch erforderlich ist, um in unserer Gesellschaft zu bestehen?
Wo ist sie hin, unsere Liebe zum Nächsten? Dieses Wort Nächstenliebe, es wird im Alltag so gut wie kaum mehr benutzt und geschweige denn gedacht und gelebt. Vielleicht können wir uns alle mal wieder mehr darauf besinnen und entsprechend handeln. Es ist auch gar nicht so verpön, freundlich zu sein. Es kann für alle Beteiligten den Alltag sehr viel heller und freundlicher aussehen lassen.

Inga von Bredow, Ehe-, Familien- und Lebensberaterin
 

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