„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 21. April 2017

Neulich bin ich Bernhard von Clairvaux begegnet, nein, nicht ihm persönlich. Bernhard lebte vor 800 Jahren. Ich habe in seinem Nachlass gelesen und habe seine Weisheit bewundert. Bernhard war Abt im Zisterzienser-Kloster in Clairvaux in Südfrankreich. Als Ratgeber war er europaweit gefragt. Er stand im Briefwechsel und Gedankenaustausch mit vielen Menschen. Brüder aus anderen Klöstern und auch Politiker schätzten sein diplomatisches Geschick und seine Klugheit und ließen sich von ihm beraten. Andere suchten bei ihm Antworten auf ihre Glaubens- und Lebensfragen.
Einem einflussreichen Politiker und Freund, der Bernhard um Rat fragte, schrieb er:
„Gib nicht mehr, als du hast und gib keine Ratschläge über Sachen, von denen du nichts verstehst. Viele unserer Brüder haben eine so große Liebe, dass sie lieber geben und verschenken, als dass ihnen etwas geschenkt werde, dass sie lieber sprechen, als hören, dass sie bereit sind, zu lehren, was sie nicht gelernt haben und sich als Vorsteher über andere aufspielen, während sie sich selbst nicht regieren können.
Mache es wie die Quelle: Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt das Wasser zum Fluss und wird zum See. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
Denn wenn du selber mit dir schlecht umgehst, mit wem willst du dann gut umgehen? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.“
Bernhards Aufrichtigkeit und Weisheit beeindrucken mich. Ich glaube, den einen oder anderen Ratschlag sollte ich auch für mich annehmen.

P.i.R. Wilfried Niggeloh

Übersicht „Andachten"