„Mitgegeben auf den Weg"

Nachricht 26. September 2017

Als Kind habe ich es gehasst.

„Hast du dich bei der Tante (dem Opa, der Nachbarin, der Verkäuferin für die Scheibe Wurst) schon bedankt?“
Nee, hatte ich in der Regel noch nicht getan.
Warum nicht?
Manchmal, weil ich das Geschenk nicht toll fand oder die schenkende Person nicht mochte. Und vermutlich war ich, wie alle Kinder, zutiefst davon überzeugt, dass sich die Welt um mich dreht und mir eigentlich von den Erwachsenen alles (alles!) zusteht. Und wozu sollte ich mich für etwas bedanken, was mir rechtmäßig sowieso zusteht?
Diese kindische Einstellung „mir allein steht alles zu“, ist ja leider momentan auch unter Erwachsenen weit verbreitet, wie wir letzten Sonntag endgültig erkennen mussten.
Doch schon Theodor Fontane wusste: „Das Undankbarste, weil Unklügste, was es gibt, ist Dank zu erwarten oder verlangen.“ Recht hatte er, der alte Knabe!
Heute sehe ich das alles etwas gelassener. Im Laufe der Zeit habe ich dann doch noch  erkannt, dass ich vieles mir selbst, viel mehr aber der Arbeit, dem Engagement, den klugen Ideen anderer verdanke.
Und dadurch habe ich gelernt, aus tiefstem Herzen „Danke“ sagen:

  • Danke, dass ich in einer Demokratie leben darf, in der es nicht nur Menschen gibt, die meckern und nörgeln und sich über alles beklagen, sondern sich für unser aller Wohl einsetzen.
  • Danke für die Menschen, die mein Leben bereichern – aus welchem Landstrich dieser Erde sie auch immer kommen.
  • Danke für die Menschen, deren Arbeit dafür sorgt, dass ich nicht hungern muss.

Heute weiß ich: Dankbarkeit ist eine Haltung, die mein Leben bereichert. Ein Schutzwall davor, alles negativ zu sehen.
Morgen ist Erntedankfest. Eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen. Deinem Partner, deinem Bauern, deinem Abgeordneten.
Deinem Gott.

Danke für's Lesen dieses Textes!
Ihr Frank Richter

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