Gedanken zur Zeit

15. März 2018

Die folgenden Beispiele gehören nicht ins Reich der Utopien und es sind keine Märchen aus längst vergangenen Zeiten: Eine Nachbarin bringt einen Eintopf hinüber zur Familie, deren Mutter gerade im Krankenhaus liegt. Ein pensionierter Verwaltungsbeamter begleitet eine Witwe bei Behördengängen; sie ist hilflos, denn bisher hat ihr Mann alles Ge¬schäftliche geregelt. Ein Berufsschullehrer redet mit dem jungen Mann, der seine Bewerbungen nicht auf die Reihe bekommt.

Solche Din¬ge geschehen, in Dörfern wie in Großstädten, und namentlich in Kir¬chenge¬meinden, weil dort einer vom andern weiß und weil jemand je¬manden kennt, der sich mit der Sache auskennt. Denn man kann nur helfen, wenn man weiß, wer Hilfe braucht. Deshalb muss man miteinander reden, und – ja – auch über¬einander reden. Notfalls fragt man den Betroffe¬nen: „Ich kenne da jemanden, der Ihnen helfen könnte. Darf ich ihn ansprechen?“  

Doch die Scheu ist groß: Wenn es um mich geht, möchte ich nicht ins Gerede kommen. Wenn ich über andere spreche, könnte man das als Klatsch und Tratsch missdeuten. Denn tatsäch¬lich kommt es vor, dass Verzagte und Schwache unter dem Deck¬mantel der Fürsorglichkeit noch weiter klein gemacht werden. Also wäre es besser, sich aus den Angelegenheiten anderer herauszuhalten? Nein, denn dann wäre keine Hilfe möglich.  Dem Schwachen helfen heißt, an seinem Leben teilzunehmen. Nur so kann ich einen Rat geben, den er annehmen kann.

Peter v. Baggo, Pastor i.R., Bierde

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