Gedanken zur Zeit

10. Oktober 2018

Als ich jung war – das ist allerdings schon einige Jahre her – war manches
noch überschaubarer. Bei vielen Dingen gab es nämlich ein „Dreierangebot“.
Das heißt: Es gab drei Angebote zur Auswahl: Z.B. drei Sorten Marmelade - rote, schwarze und gelbe. Oder drei Sorten Eis: Erdbeere, Schokolade, Vanille. Drei TV- Sender: ARD, ZDF, NDR. Drei Parteien: SPD, CDU und FDP...
Wenn ich heute einkaufen gehen, habe ich die Wahl und stehe vor einem Regal mit mindestens 80 Sorten Marmelade und habe die Qual der Wahl: Nehme ich nun HimbeerKokosnuss oder Himbeer-Banane?
Maracuja- Rhabarber oder Rhabarber-Apfel oder am Ende doch mal Pfirsich-Marzipan...? So ähnlich geht es mir auch an der Eisdiele mit dutzenden leckeren Eissorten. Am Ende entscheide ich mich meistens
doch immer wieder für dieselbe Sorte.
Neulich suchte ich im Internet eine Ferienwohnung. Auch da war die Auswahl riesig! Zwei Abende saß ich am PC und konnte mich trotz Check 24 nicht entscheiden.
Schließlich wollte ich ja das optimale Angebot finden und wer weiß ob sich
nicht noch etwas besseres, schöneres und günstigeres findet. Ein spürbarer Optimierungsdruck hatte sich in mir festgesetzt. Am dritten Abend habe ich mich diesem Druck widersetzt und einfach ein gutes Angebot gebucht. Schließlich will ich die Wohnung nicht kaufen, sondern nur eine Woche in ihr verbringen, sagte ich mir.
Vor einiger Zeit las ich, dass junge Menschen heute zwischen 19000 unterschiedlichen Studiengängen wählen können. Ja, es ist einerseits toll, so viele Wahlmöglichkeiten zu haben. Andrerseits erlebe ich junge Menschen, denen es schwer fällt sich für einen Weg zu entscheiden... Vielleicht muss man dann auch mal was mutig ausprobieren dürfen– ohne diesen Anspruch auf 100 % Erfolgsgarantie und ohne diesen Optimierungsdruck!

Jörg Sbrisny, Schulpastor BBS Walsrode

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