Gedanken zur Zeit

17. April 2019

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Nicht gerade revolutionär, diese Maxime des großen Revolutionärs Lenin. Aber dafür leicht nachzuvollziehen. Wer sich einmal auf die vielversprechenden Worte eines charmanten Vertreters verlassen und dabei vergessen hat, das Kleingedruckte des Kaufvertrags genau zu prüfen, wird Lenin ohne Wenn und Aber recht geben. Und wer einmal von einem Menschen, dem er im Vertrauen Informationen weitergegeben hatte, hintergangen und enttäuscht wurde, wird in Zukunft vorsichtiger sein. Lenins Faustregel lässt sich auf alle Bereiche unseres Lebens anwenden: Ob bei der Wahlpropaganda von Politikern und Parteien, ob bei den verlockenden Versprechungen der Werbung – immer lohnt sich ein Blick hinter die schöne Fassade, eine Stichprobe, ein Test, ob die Worte der Realität standhalten. Besonders notwendig wird eine gründliche Prüfung, wenn wir eine Antwort brauchen auf die wichtigsten Fragen: Wo finde ich Kraft zum Leben? Was gibt meinem Leben letztlich Tiefe, Sinn, Bedeutung? Was lässt mich auch Durststrecken und dunkle Etappen überstehen? Oder wenn wir uns entscheiden müssen, wie wir unser Leben gestalten wollen, an welchen Werten und Zielen wir uns ausrichten möchten. Bei den Antworten, die uns hier angeboten werden, können wir uns eine Qualitätskontrolle nicht ersparen. Manchmal kommen wir aber an den Punkt, wo alles Prüfen und Kontrollieren ein Ende hat, wo alles Fragen einmündet in Vertrauen und Glauben. Es kommt die Zeit für das aus Überzeugung gesprochene Bekenntnis: »Mein Herr und mein Gott!«. Das könnte unser Leben verändern, wenn wir immer wieder den Punkt erreichen könnten, an dem Lenins Satz auf dem Kopf steht: »Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.«

Pfarrer Norbert Mauerhof, Pfarrei St. Maria Walsrode

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