Gedanken zur Zeit

31. August 2019

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Dank des medizinischen Fortschritts und infolge einer niedrigen Geburtenrate. Lange leben wollen die meisten Menschen. Aber alt sein – das wollen viele nicht.
Die Schwester einer Bekannten feiert schon seit Jahren ihre Geburtstage nicht mehr, damit sie bloß nicht sagen muss, wie als die geworden ist.
Und vor einigen Wochen wurde in dieser Zeitung die britische Schauspielerin Judi Dench mit folgender Aussage zitiert:
„Wenn ich mich mit Freunden treffe und sie im Spaß sagen: ´Wie alt wir doch geworden sind!`, ärgert mich das.“
Judi Dench selbst ist 84 Jahre alt. Doch was ist so schlimm daran, alt zu sein? Eine Rolle spielt sicher das Leitbild einer Gesellschaft, nach dem man jugendlich, fit und dynamisch zu sein hat. Aber das Alter erinnert uns auch, daran, dass uns auf dieser Erde nur eine begrenzte Lebenszeit geschenkt ist. Für mich ist der Gedanke, dass mein Leben endlich ist, nichts Beklemmendes, nichts, was ich verdrängen müsste.
Mein Leben ist mir von Gott geschenkt und ich bin überzeugt, dass Gott auch nach meinem Tod auf mich wartet und für mich eine gute Zukunft bereithält.
Warum sagt Judi Dench nicht einfach: „Ja, wir sind alt geworden und dafür können wir dankbar sein. Und es ist toll, dass es uns noch so gut geht, dass wir noch so fit sind und noch an so vielem Interesse haben. Hoffen wir, dass das noch lange so bleibt.“
Und glücklich ist zu nennen, wer sein Leben schließlich – wenn es an der Zeit ist – getrost in Gottes Hände zurücklegen kann.

Diedrich Petzold, Pastor i.R.

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