Gedanken zur Zeit

18. Dezember 2019

Nur ein sprachloser Statist

Die Aufregung steigt. Die Kirche ist voll – Heiligabend. Die Jugendlichen gehen den Text noch einmal durch. Sie mussten eine Menge auswendig lernen. Bis auf Peter – der hat nur einen stummen Hirten zu spielen. Und das auch nur – weil der Pastor ihn unbedingt dabei haben will. Eigentlich hat er gar keine Lust. Und genauso lustlos ist er auch bei der letzten Probe. „Wer soll den Kram denn glauben? Das ist doch nichts als irgendein Kitsch!“ - „Aber Jesus gab’s doch wirklich“, entgegnet ihm der Engel. „Das ist historisch erwiesen!“ – „Das mag ja sein“, sagt Peter. Aber warum das ganze Drumherum?“ – „Wegen der Weihnachtsstimmung!“ sagt ein weiterer Hirte. „Aber Jesus ist nicht wegen der Stimmung geboren“, entgegnet Peter. „Wie gut, dass ich bei dem Stück nichts zu sagen habe.
Das Krippenspiel beginnt. Alles läuft gut – bis zur Hirtenszene. Aus dem stummen Hirten schallt es plötzlich heraus: „Halt! Halt! Halt!“ – „Warum halt?“ – „Weil heute der Heiland geboren wurde! Versteht doch, es spielt keine Rolle, wann er geboren wurde. Ob am 24. Dezember oder an irgendeinem anderen Tag im Jahr. Wenn ein Engel kommt und einem verkündigt, dass der Messias gekommen ist, Mensch, dann bleibt man doch nicht stumm. Man sagt auch nicht einfach: ‚Prima, ab nach Bethlehem‘ als wenn es im Stall Glühwein und Bratwurst im Schnäppchen-Angebot gäbe. Du hast gerade die Message bekommen: ‚Der Messias ist geboren!‘“
„Was ist das eigentlich?“ fragt ein zweiter Hirte. Engel, Hirten und Maria rufen durcheinander: „Ein Helfer“ – „ein Beschützer“ – „ein Tröster“ – „ein Mutmacher!“
„Ja, genau. Das alles. Aber“, sagt der stumme Hirte, „nicht bloß irgendein Helfer. Es ist Gott. Das Kind in der Krippe, das ist Gottes Sohn. So kommt Gott zu den Menschen.“

Pastor Peter Gundlack, Bad Fallingbostel

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