Gedanken zur Zeit

02. Januar 2020
Superintendent Ottomar Fricke

Sind Sie religiös musikalisch?

Wippen Sie manchmal mit den Füßen, wenn Sie Musik hören? Dann sind Sie musikalisch. Herzlichen Glückwunsch, denn Musik macht das Leben schöner.
"Ich bin religiös unmusikalisch" - so bezeichneten sich z.b. die Philosophen Max Weber und Jürgen Habermas.
Das klingt nach einer Entschuldigung, so, als ob es erklärt, wenn man nicht mitsingt oder nie ins Konzert geht. Und ich empfinde Bedauern.
Man kann leben, wenn man nicht musikalisch ist. Bei einer medizinischen Untersuchung wird das in der Regel nicht auffallen. Aber mir würde ohne Musik etwas fehlen.
Die Jahreslosung für das frisch begonnene Jahr 2020 lautet: "Ich glaube - hilf meinem Unglauben".
Das klingt paradox, aber vielleicht ist es so ähnlich wie bei der Musik: Viele Menschen halten sich unmusikalisch, weil sie ihre eigene Stimme nicht schön finden. Die kann man übrigens trainieren.
Ich würde sagen: Glauben beginnt immer mit der Sehnsucht danach. Wer auf Gott hofft, der ist nicht religiös unmusikalisch.
Und es ist wie beim Singen: Man kann das trainieren, kann Erfahrungen mit dem Glauben machen. Wie wäre es mit einem Gebet - wenn (außer Gott) niemand zuhört? Oder Sie gehen mal wieder in eine Kirche? Sie denken beim Spazierengehen im Wald darüber nach, ob Sie schon einmal die Nähe Gottes gespürt haben.
Meine Musikalität ist nicht virtuos. Aber Musik ist ein Bestandteil meines Lebens.  
Genauso wie mein Glauben. Er gibt mir Halt, erfreut mich, stellt mich in Frage und ist ein persönlicher Gewinn an jedem Tag. Probieren Sie es doch mal aus in diesem Jahr 2020. Gott segne Sie!

Ottomar Fricke, Superintendent im Kirchenkreis Walsrode

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