Gedanken zur Zeit

08. April 2020
Pastor Bernd Piorunek

Bei der Musik fällt es mir am meisten auf: dass auch dunkle Momente zum Leben dazugehören. Und zwar nicht bloß, weil es sie nun einmal gibt und wir da durch müssen. Sondern auch, weil sie den Hintergrund bilden, vor dem die hellen fröhlichen Momente erst so richtig erstrahlen können. In
der Musik leuchtet das ein. Ausschließlich fröhliche Stücke, die nur die Sonnenseiten des Lebens besingen, sind einseitig, bleiben oft oberflächlich und werden schnell langweilig. Doch dort, wo als Kontrapunkt auch die dunklen Seiten zum Klingen kommen, wenigstens andeutungsweise durch
einige melancholische Töne und Textzeilen, da bekommt das Ganze eine Tiefendimension. Da berührt die Musik im besten Fall das ganze Leben mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Bei den Liedern, die mir wirklich gut gefallen, ist das jedenfalls so.
Aber ich denke, das ist auch sonst im Leben so. Denn ohne Gefahren, die durchzustehen sind, gibt es keine Abenteuer. Ohne die Fehler, die wir machen, würden wir vieles nicht lernen. Ohne Streit gibt es keine Versöhnung. Ohne Krankheit keine Heilung. Ohne Schmerzen keine Geburt. Die schönsten Geschichten, die wir im Nachhinein gerne erzählen, entstehen oft aus Situationen heraus, die im Moment des Erlebens gar nicht angenehm gewesen sind.
Davon spricht auch Jesus, als er sich von seinen Jüngern verabschiedet.
„Eure Traurigkeit soll zur Freude werden“ (Johannes 16,20), sagt er zu ihnen. Er weiß, dass eine schwere Zeit vor ihnen liegt, und der bevorstehende Abschied sie erst einmal traurig machen wird. Doch Jesus möchte seinen Freunden damals und ebenso uns heute Mut machen. Denn weil er unsere Sünde, die uns von Gott trennt und unser Leben verdunkelt, auf sich nimmt und ans Kreuz trägt, damit sie mit ihm sterbe,
kann seine Auferstehung auch zu unserem Sieg über die Mächte des Bösen und des Todes werden. Das ist es, was wir zu Ostern feiern. Ich wünsche uns allen, dass wir auch in diesem Jahr, selbst wenn wir Ostern ein wenig stiller allein zu Hause feiern müssen, das erleben können: dass unsere Traurigkeit zur Freude wird.

Pastor Bernd Piorunek, Düshorn-Ostenholz

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