Gedanken zur Zeit

02. Dezember 2020
Margrit Liedtke
 Diakonin Margrit Liedtke

Freud und Leid

Ich fahre los zur Arbeit, habe es eilig. Kaum bin ich losgefahren hänge ich hinter einem Trecker.
Ich kenne die Strecke und weiß das sie kurvenreich ist und ein Trecker schwer zu überholen.
Um diese Zeit ist auch immer noch viel Verkehr. Aber ich freue mich, denn er biegt links ab. Der Autofahrer hinter mir freut sich sicher nicht so, denn er biegt auch links ab, allerdings ist die Strecke die er vor sich hat gerade und ein Trecker gut zu über holen. Und ich sitze derweil schon wieder hinter dem nächsten Trecker. Also nichts gegen Trecker, sie haben wichtige Aufgaben zu erfüllen. Was des einen sein Freud`, ist des anderen sein Leid` muss ich denken und dabei fallen mir unsere Gemeindebriefe in den Kirchengemeinden ein: Freud und Leid steht da am Ende und dort sind die Menschen aufgelistet, die in den letzten Monaten verstorben sind, geboren sind oder geheiratet haben. Ist der Tod dann das Leid und Geburten  und Hochzeiten die Freud? Auch da ist es sicherlich nicht so einfach. Zu manchen kommt der Tod als Freund und andere werden mitten aus dem Leben gerissen. Nicht alle Geburten lösen eine große Freude aus. Der eine hat einen schwierigen Start ins Leben, der andere kommt in ein warmes Nest. Auch da ist nichts von Anfang an klar. Ein belastetes Leben kann manchmal mehr Glücksmomente erzeugen, als ein einfaches Leben das so selbstverständlich dahinplätschert. Freud und Leid, Glück und Traurigkeit –wir kennen beide Gefühlswelten, beide gehören zum Leben dazu. Sie sind wie Geschwister. Auch Gott kennt beide Gefühlswelten: Er freut sich über seine Geschöpfe, über dich und mich. Aber er kennt auch die Traurigkeit, weint mit den Weinenden und leidet mit. Gott ist dabei, wenn ich traurig bin; und er ist dabei, wenn ich mich wieder freuen kann. In einem Psalm der Bibel heißt es: „Gott steht mir zur Seite, ich fühle mich ganz sicher. Darum bin ich voll Freude und Dank, ich weiß mich beschützt und geborgen.“ (Psalm 16,8-9) Dieses Gefühl der Geborgenheit, das wünsche ich Ihnen – in Freud und Leid.

Margrit Liedtke

 

Freud' und Leid

Stolz die Blumen heut ihr Haupt erheben,
Doch es kommt ein Reif wohl über Nacht,
Und zerknickt ist alles frohe Leben,
Und dahin der Blumen schöne Pracht.

Und die Lust, die wir am Sommer hatten,
Ist verwandelt dann in lauter Leid,
Und mit Schnee bedeckt hat Feld und Matten,
Berg und Tal die kalte Winterzeit.

Doch wie Leid und Freude stets hienieden,
Und wie Nacht und Tag stets wechseln mag,
Jedem Winter ein Lenz beschieden,
Immer kommt ein Auferstehungstag.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

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