Gedanken zur Zeit

16. Dezember 2020

Während ich diese Zeilen schreibe, liebe Leserinnen und Leser,

debattiert der Bundestag über die Coronaauflagen – was heute wohl gilt? Ob sich heute Klarheit abzeichnet, wie wir sinnvollerweise, wie wir legalerweise in einer Woche Weihnachten feiern können?
Unser kleines Enkelkind aus Amerika habe ich nun seit einem Jahr nicht mehr gesehen, dieses Jahr feiern wir getrennt vom Atlantischen Ozean. Und wie wird das mit den drei Kindern, die in Deutschland leben? Zwar nur 5 Personen, aber aus vier Haushalten, wie können wir feiern?
Weihnachtsgottesdienste planen wir – gedreht ist schon manches, für alle Fälle, und für die, die sagen: Gottesdienst live, das geht in diesem Jahr sinnvollerweise für uns nicht. Werden all die Gottesdienste - so viele wie nie, damit sich alles verteilt - stattfinden können in Kirchen, Hallen, auf Plätzen und Wiesen?
Aufreibend ist das, unbefriedigend und unendlich traurig. Da gibt es nichts zu beschönigen. Manche protestieren, manche leugnen, manche finden übertrieben, manche sehen ein, verstehen, verzichten, setzen sich ein. Manche bangen um Verdienst und Lebensgrundlage. Manche haben schon viel verloren. Ein zähes Dunkel hat sich über unsere bunte Glitzerwelt gelegt.

Ich habe keine Lösung, aber eine Aufgabe: Ich soll Ihnen die uralte Weihnachtsbotschaft weitersagen:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell!
Licht sehen wir ja am Horizont – noch ein paar Monate, dann wird es schon ganz anders sein. Lassen Sie uns so lange im Dunklen aushalten, damit uns niemand verloren geht, für den es kein Licht und keine Weihnacht mehr gibt. Das ist ein sinnvolles Geschenk, das wir einander dieses Jahr machen können, traurig, aber voller Leben und Liebe.

Rosl Schäfer, Pastorin in Walsrode

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