Gedanken zur Zeit

23. Dezember 2020
Pastorin Silke Meisner

Mein Weihnachtsstern

Mein Weihnachtsstern leuchtet in diesem Jahr im Garten unserer Nachbarn. Dort stand bis zum letzten Herbst eine Pappel mit einem Storchennest. Frühling für Frühling, Sommer für Sommer erfreuten wir uns am Besuch des Storchenpaares, das dort seinen Nachwuchs aufzog. Im letzten Herbst nun war der Baum an einem stürmischen Tag umgefallen.
Unsere Nachbarn wollten im nächsten Frühjahr auf keinen Fall die Rückkehr der Störche erleben, die ihr Nest nicht finden. Deshalb suchten sie nach einer Lösung. Wochenlang tüftelten und werkelten sie. In einer gemeinsamen Aktion, an der das halbe Dorf beteiligt war, wurde schließlich an der Stelle des umgefallenen Baumes ein 13 Meter hoher Lärchenstamm aufgerichtet - samt geborgenem und erneuertem Storchennest. Zu guter Letzt zogen unsere Nachbarn an einer Seilwinde einen Weihnachtsstern am Stamm hoch. Der leuchtet nun in einsamer Höhe und ist im ganzen Dorf zu sehen, wenn es dunkel wird.
Er erinnert mich daran: so, wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben. Bald kommt ein neuer Frühling und die Störche kehren zurück, und das Leben wird wieder heller und leichter sein. Das tröstet mich sehr.
Uns allen wünsche ich in dieser besonderen Weihnachtszeit, dass wir den Stern von Bethlehem leuchten sehen. Möge er unseren Blick weiten und uns, wenn es dunkel wird, schon an den hellen Morgen erinnern.

 

Pastorin Silke Meisner, Seelsorgerin in der Klinik Fallingbostel

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