Mitgegeben auf den Weg

07. März 2020
Peter_Schulze
Bild: Peter Schulze

Er weckt mich alle Morgen

Jeden Morgen stehe ich auf und bereite mich auf die Arbeit vor. Jeden Tag verlasse ich mein vertrautes Zuhause und widme mich meinen Aufgaben. Ich möchte mich heute ein wenig mit Jochen Klepper befassen. Von Jochen Klepper ist das Morgenlied, Er weckt mich alle Morgen im EG 452.
Am 22. März 1903 kommt Jochen Klepper in Beuthen an der Oder im heutigen Polen zur Welt. Klepper studiert Theologie, steht aber nur einmal auf der Kanzel. Seine Berufung sieht er eher als Schriftsteller und Dichter. Er möchte Kirchenlieder schreiben.
Klepper wächst im Nationalsozialismus auf und steht in der Auseinandersetzung zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche. Ungern lässt er sich in eine Ecke drängen. Eine Nähe zu den Deutschen Christen ist für Klepper unvorstellbar. Auf der anderen Seite sieht Klepper die Bekennende Kirche auch kritisch, da sie in ihren Auffassungen auch recht dogmatisch ist.
Klepper als Lieddichter setzt sich in seinen Liedern mit folgenden auseinander: Sie sind in besonderen Situationen entstanden und haben eine enge Beziehung zwischen Bibelworten, Luther Zitaten und seinem eigenen Leben. In seinem Lied, Er weckt mich alle Morgen greift Klepper einen Jesaja Text wunderbar poetisch auf; er setzt in seinem Lied Gott an erster Stelle, der ihn morgens weckt. In der politischen Zerrissenheit auch in der Kirche -ein Volk, das gefangen ist von nationalsozialistischen Gedankengut -drückt Klepper in der dritten Strophe das so aus: Hab nur in ihm genüge - in seinem Wort mein Glück. Das Lied endet wundervoll: Er will mich früh umhüllen mit seinem Wort und Licht -wie dunkel auch der Tag
Kann ich als Zeitungslesende etwas mit diesen Worten anfangen? Es ist normal, dass ich müde werde, Zweifel auch in meinem Glauben habe. Klepper hat es selbst durchlebt. Vielleicht darf ich es als Geschenk betrachten, dass Gott mich früh umhüllen will, dass er mich nicht fallen lässt, wenn ich versage. Aber als Aufforderung: Da schweigen Angst und Plage, nichts gilt mehr als sein Ruf.
Jochen Klepper und seiner Frau Renate droht die Zwangsscheidung aufgrund ihrer jüdischen Herkunft. Der Ausreiseantrag nach Schweden scheitert und die Deportation der Familie ins KZ steht bevor. Aus dieser Verzweiflung und Ausweglosigkeit heraus begeht Klepper am 11.12.1942 Suizid mit seiner jüdischen Frau und Tochter. In seinem letzten Eintrag schreibt er: Über uns steht in den letzten Stunden Das Bild des segnenden Christus, der uns umringt. In dessen Anblick endet unser Leben.

Peter Schulze, Posaunenchorobmann im Kirchenkreis Walsrode

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