Das Leben mutet uns immer wieder Abschiede zu – große und kleine
Der kommende Sonntag ist Ewigkeits- oder Totensonntag. Er erinnert an den größten Abschied des Lebens: Den Tod eines geliebten und nahen Menschen. Plötzlich fehlt die vertraute Stimme, die Gegenwart und das Gegenüber, das Du…Auch wenn das Sterben manchmal ersehnte Erlösung bedeutet, tut es weh.
Und selbst wenn wir den Tod nur aus der zweiten Reihe miterleben – be-sonders wenn er zu früh und unverhofftkommt, sind wir betroffen. Zeigt es uns doch, wie dünn das Eis ist, auf dem wir uns alle bewegen!
Die derzeitige Coronakrise, die unserLeben wieder einschränkt und bestimmt, führt uns diese Verletzbarkeitebenso vor Augen. Sie gibt uns ein Lebensgefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Viele Menschen tun sich schwer mit den Einschränkungen.
Der moderne und selbstbestimmte Mensch will es nicht akzeptieren, dass es auch Beschränkungen gibt. Relativ kleine, zeitlich begrenzte Einschränkungen, werden zutiefst als Bedrohung empfunden oder als unnötig in Frage gestellt.
Ja, dieser Corona-November verlangt den Menschen viel ab. Vielleicht kann diese Krise aber auch dazu führen, dass wir bewußter und wesentlicher werden. Vielleicht müssen wir einfach auch wieder lernen mit den großen und kleinen Krisen und Abschieden des Lebens umzugehen und danach zu fragen, was trägt mich durch solche Zeiten, wenn die Blätter fallen?
Rainer Maria Rilke hat diese Frage für sichso beantwortet:
„Herbst: Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmel ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: Es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“
Vielleicht bleibt es für uns immer eine zaghafte und suchende Antwort nach dem, was und wer uns trägt, aber auch das wäre schon eine Antwort …
Jörg Sbrisny Schulpastor BBS Walsrode